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Hallo, ich bin Nadja Katzenberger, Expertin für Kommunikation, Yoga und Schreibcoaching in München – und das ist mein Blog zu genau diesen Themen. Mehr über mich erfährst du hier

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Nadja Katzenberger Porträt vor blauer Wand

Da bin ich – endlich!

Anfang des Jahres las ich in der Zeitung in einem Artikel, eine eigene Website sei wie ein Haustier, um das man sich täglich kümmern müsse. „Oh Gott“, dachte ich. „In meinem Schrank verhungert gerade eine sauteure Siamkatze.“

Denn meine Website war zu diesem Zeitpunkt schon völlig fertig. Na ja, fast. Das Design war perfekt eingerichtet, alles sah super aus – nur die Texte fehlten. „Morgen“, dachte ich jede Woche. „Morgen mach ich das.“ Morgen bekommt die Siamkatze ein Festmahl und frisst sich dick und rund. Morgen schreibe ich diese Texte, sind ja nicht viele und wer kann das schon, wenn nicht ich, schließlich lautet das Motto meiner Workshops ja „Schreib’s einfach auf„.

Doch so einfach war es nicht. Da waren andere, wichtige Deadlines, die eingehalten werden mussten. Und da war die Wahrheit, der ich nicht ins Auge sehen wollte: Ich hatte Schiss. Sein Angebot zu planen, sich vorzunehmen, damit rauszugehen, sich zu zeigen ist das eine. Den Schritt auch wirklich zu wagen, zu rufen „Hier bin ich!“ das andere. Denn was bislang nur Hirngespinst war, ist dann echt und greifbar.

Nicht mehr drauf rumdenken, endlich machen.

Das war mir zu krass. Also prokrastinierte ich. Setzte mir Deadlines, verschob sie. Hielt mir ganze Tage frei für die Siamkatze. Druckte die Domain auf meinen Visitenkarten, als Ansporn. Erzählte anderen von meiner Website, die „bald, sehr bald!“ online ginge.

Bis ich mir die naheliegendste, wichtigste Frage in den Sinn kam: Warum kann ich Deadlines, die mir andere stellen, zum Beispiel ein Auftraggeber, super einhalten? Und meine eigenen nicht? Was würde das für all meine Ideen und Herzensprojekte bedeuten, die noch in meinen Kopf spukten?

Ich weiß, ich bin für ein Haustier nicht geeignet, aber doch hoffentlich für eine Website?

Die Antwort wartete zufälligerweise einige Tage später in meinem Postfach. Über den sehr schönen Newsletter E-Mail für Dich von Sue Reindke landete ich bei Gretchen Rubin. Dort, bei dieser sehr dünnen, etwas überquirrligen New Yorkerin wartete die Lösung.

Gretchen hat die „Four Tendencies“ entwickelt.

Ihre These ist: Es gibt vier Tendenzen, wie sich jemand einer Aufgabe gegenüber verhält, und eine davon ist in jedem von uns besonders stark ausgeprägt.

Da sind:

  • Upholder, ganz besonders disziplinierte Menschen, die ohne mit der Wimper zu zucken jede Aufgabe zu Ende bringen, immer alle Regeln im Kopf haben (und sich daran halten!) und jedes Projekt durchziehen, sei es ihr eigenes oder das eines anderen. (Gretchen selbst!)
  • Questioner, die bei einer Aufgabe erst einmal jeden Millimeter hinterfragen müssen, so dass man innerlich nur noch mit den Augen rollt, aber wenn sie auf jede dieser Erbsenzählereien eine Antwort bekommen haben, stehen sie auch unumstößlich hinter dem Projekt.
  • Rebels, die grundsätzlich nur tun, worauf sie Lust haben und sich von niemandem etwas sagen lassen.
  • Obliger, die sich problemlos anderen gegenüber verpflichten können, nur nicht sich selbst. Der klassische Obliger hält jede Deadline ein, bringt jede Aufgabe zu Ende, sie muss nur von einer Autorität da draußen kommen. Seinen eigenen Kram, sagt Gretchen, prokrastiniert der Obliger ins Nirvana.

Da war sie, meine Antwort! Ich bin der klassische Obliger.

(Hier kannst du testen, welcher Typ du bist.)

Was der Obliger für seine eigenen Projekte braucht, so Gretchen, ist jemand, der ihm eine Deadline setzt. Und zwar eine unumstößliche.

Und da rief ich meine Freudin Lena an. (Es gibt nachgiebige Freunde und solche, die dir eine Deadline setzen können.)

Ich bekam meine Deadline.

Natürlich gab es noch ein Hin und Her (Lena: „Nächste Woche!“ – Ich: „Bist du verrückt! Ich brauche einen Monat!“) und der feste Termin im Kalender sorgte leider nicht dafür, dass ich sofort in die Tasten haute. Bis dahin brauchte es noch eine schlaflose Nacht drei Tage vor Termin und ohne eine fertige Zeile, Überlegungen, doch noch eine Verlängerung rauszuhandeln (Wir sind befreundet, sie kann mich zu nichts zwingen!), aufflammenden Stolz (Die Blöße gebe ich mir nicht!), Nervenkitzel (Website nicht erreichbar!) und schließlich der ersehnte Schreibflow, einen Tag vor Deadline. Geschafft.

Da ist sie nun, meine gefütterte, frisch gekämmte Siamkatze.

Und wenn meine Kinder sich mal wieder ein Haustier wünschen, sage ich: „Geht nicht, Mama hat schon eine Website.“